Element Of Crime und Maike Rosa Vogel in der Hamburger Fabrik

Element Of Crime und Maike Rosa Vogel live in der Hamburger Fabrik

von Gérard Otremba

Man muss Sven Regener für vieles dankbar sein. Natürlich für seine grandiose Musik mit Element Of Crime, natürlich für seine herrlich erfrischenden und witzigen „Herr Lehmann“-Romane. Und man muss ihm dankbar sein, dass er die Zusammenarbeit mit Maike Rosa Vogel gesucht und deren letzten beiden Platten Unvollkommen und Fünf Minuten produziert hat. Und sie auf Tour mitgenommen hat. 2011 lauschte man ihr im Stadtpark und war von der entwaffnenden Ehrlichkeit ihrer Texte beeindruckt, die sie zu Gitarre und Mundharmonika sang. Engagiert und überzeugend wie immer spielt sie sich auch als Support in der Fabrik durch ihr 20-minütiges Programm, das aus „Raum voller Spiegel“, „Ich bin ein Hippie“, „Für fünf Minuten“, „So hab ich dich bei mir“ und „Verschwendete Zeit“ besteht. Kurz und knapp, alles gesagt und das Publikum auf ihre Seite gezogen. Maike Rosa Vogel, eine Überzeugungsmusikerin.

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Element Of Crime hängen tagsüber ab und spielen abends im Club

„Wir hängen tagsüber ab und spielen abends im Club“. Ein sensationeller Tour-Titel, der irgendwie auch nur von den Elements stammen kann. Einfach mal so, ohne neue Platte buchen Element Of Crime Clubs der Größenordnung, in der man die Band vor ungefähr 15 Jahren zuletzt live sah. Vor dem medialen „Herr Lehmann“-Hype um Sven Regener und dem dazugehörigen Bekanntheitsaufschwung für Element Of Crime, der die Gruppe, besonders natürlich in Berlin und im Norden der Republik, in vergleichsweise sehr große Hallen geführt hat. Nachdem das Frankfurter Publikum mit vier Konzerten in der Batschkapp beglückt wurde (Gloria in Köln und Freiheiz in München bekamen ebenfalls je vier Auftritte und in Berlin folgen ab dem 21.04. gar noch sechs Gigs im Lido) nun also die Fabrik in Hamburg, in der Element Of Crime noch gar nie aufgetreten ist. Umso schöner, meine deutsche Lieblingsband, der ich seit gut 20 Jahren zugetan bin, wieder in einem wesentlich intimeren Rahmen von knapp 1000 Zuhörern erleben zu dürfen. Es ist überhaupt ein lobenswertes Unterfangen, Konzerte ohne neue Songs zu spielen, sind doch dann überraschende Momente wahrscheinlicher. Insgesamt 24 Lieder präsentieren Element Of Crime am ersten von vier aufeinanderfolgenden Auftritten in der Fabrik.  Platz für eine sehr skurrile und außergewöhnliche Song-Auswahl, die viele selten live gehörte Stücke enthält.

Coverversionen, alte englische Titel, neue deutsche und einige Klassiker

Sven Regner, Richard Pappik, Ilja Friedrichs, Dave Young sowie Christian Komorowski an der Geige spielen gleich sechs Coverversionen, die sie in Verlauf der letzten über 20 Jahre für diverse B-Seiten und Compilations aufnahmen und unter dem Titel Fremde Federn 2010 als CD herausbrachten, darunter „Akkordeon“, „I Started A Joke“, „Leider nur ein Vakuum“, „Zwei Gitarren“ und als letzte Zugabe „Hamburg `75“ mit Special Guest Andreas Dorau. Im Zugabenteil gibt es nach langer Zeit auch wieder „Surabaya Johnny“ zu hören, das die Element-Freunde aus der 1990 erschienen Live-Platte Crime Pays kennen. Vier Songs aus der englischen Phase der Elements stehen ebenfalls im Programm, die fast schon vergessenen „Almost Dead“, „Nightmare“, „No Home“ und „Moonlight“. Es war die düster-finstere Indie-Rock-Noire-Zeit von Element Of Crime, verstörend, im Kern aber romantisch. Wunderbar, diese Lieder live gehört zu haben. Neun Songs der letzte beiden Alben „Immer da wo du bist bin ich nie“ (der Titelsong erschallt als Abschluss vor den Zugaben) und „Mittelpunkt der Welt“ (mit dem Titelsong beginnt das Konzert) bilden den weiteren Hauptteil des fast zweistündigen Auftritts. Hier kommt die liebenswerte Melancholie in Songs wie „Am Ende denke ich immer nur an dich“, „Still wird das Echo sein“, „Deborah Müller“ und „Die letzte U-Bahn geht später“ genauso zum Zug wie die Rock’n’Roll-Nummern „Delmenhorst“ und „Straßenbahn des Todes“ sowie der Schunkler „Kaffe und Karin“. Mit „Jetzt mußt du springen“ und „Seit der Himmel“ ist das reguläre Set komplett, bevor die Zugaben mit „Weißes Papier“, „Draußen hinterm Fenster“ und „Blaulicht und Zwielicht“ es noch mal in sich haben. Große Element-Klassiker, vor denen man sich bei jedem Konzert gerne wieder neu verneigt. Allein, wo blieb „Vier Stunden vor Elbe 1“? Meines Erachtens ein mehr als passender Titel für ein Hamburg-Konzert. Vielleicht am 26.04. im Lido in Berlin? Wir werden sehen. Und danach warten wir geduldig auf eine neue Platte und weitere schöne Konzerte.

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