Norah Jones live im Hamburger Stadtpark

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Sweet Baby Norah Jones

 von Gérard Otremba

Und keine lächelt so süß wie Norah Jones. Auch mit ihren 33 Jahren entzückt die Amerikanerin mit ihrem kindlich-koketten Charme. Die Tochter des indischen Sitar-Helden Ravi Shankar läßt während ihres Konzertes im Hamburger Stadtpark nicht die Diva raushängen, die gut 40 Millionen verkaufte Tonträger und neun gewonnene Grammys eventuell vermuten lassen könnten. Vielmehr gibt sie sich besonnen, schüchtern und zurückhaltend. Nie hat man das Gefühl, Norah Jones stünde mit Begleitband auf der Bühne, sondern immer als Bestandteil ihrer Band, die den exzellenten musikalischen Flow für ihre Songs abliefert. Die 90 Minuten an diesem lauschigen Abend vergehen unaufgeregt und entspannt. Irgendwann hat irgendwer den Begriff „Latte macchiato-Jazz“ für den Sound der frühen Alben von Norah Jones geprägt. Nun, ich denke, diesen Sarkasmus hat diese Musik nicht verdient. Die Bezeichnung „Piano-Bar-Jazz“ hätte es auch getan und den gab es schon vorher. Denn wer will schon den Soundtrack für ein sexistisches italienisches Kaffeegetränk und dessen schlürfende Mehrheitsanteiler komponieren? Keiner. Jedenfalls keiner, der auch nur halbwegs ernsthaft Musik betreibt. Spätestens seit ihrem Album „The Fall“ von 2009 und erst recht mit ihrer diesjährigen Veröffentlichung „Little Broken Hearts“ verabschiedete sich Norah Jones endgültig aus jazzigen Sphären und kam mit fluffigen Poparrangements um die Ecke gebogen. Die neueren Songs wie „Say Goodbye“, der Titeltrack „Little Broken Hearts“, „All A Dream“, oder “Happy Pills” und „Chasing Pirates“ grooven gediegen. Aber selbstverständlich hört man der sanften und reinen Stimme von Norah Jones bei „Sunrise“, “What Am I To You“ oder „Don‘ t Know Why“ mehr als nur gerne zu, wenn sie sich am Piano begleitet und eine verträumte Laszivität spürbar wird. Schöne Musik von einer schönen Sängerin an einem schönen Ort.

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