Lawrence Arabia: The Sparrow

Kauziger Sixties-Pop

von Gérard Otremba

Wer 2010 das Vergnügen hatte, ein Konzert der Band Fanfarlo zu erleben, wird sich hoffentlich noch an den Support Lawrence Arabia erinnern. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich der Neuseeländer James Milne und mit seiner Band spielte er einige wunderbare verträumt-euphorische Popsong seiner ersten beiden Alben, wie „Talk About Good Times“, „I’ve Smoked Too Much“, oder „Apple Pie Bed“. Grandios den Harmonien der Sixties unterworfen, verzückten diese Stücke Herz und Verstand. Welch eine gelungene Zeitreise, dachte man sich damals. Erfreulicherweise bleibt Lawrence Arabia auch auf seinem dritten Longplayer „The Sparrow“, der bei neun Songs und circa 35 Minuten Spielzeit eher kurz ausfällt, in dieser Zeitschleife stecken. Gemeinsam mit Gitarrist Connan Mockasin und Schlagzeuger Elroy Finn entdeckt Sänger und Komponist James Milne verstärkt die minimalistischen Züge der Popmusik. Mit dem lässigen Groove des Eröffnungssongs „Travelling Shoes“ macht Lawrence Arabia dort weiter, wo er vor drei Jahren mit „Chant Darling“ aufhörte. Liebevoll arrangierter Sixties-Pop mit elegant-traurigen Streichern untermalt, die Stimme irgendwo zwischen Ray Davies und George Harrison angesiedelt. Im Anschluß verfällt Milne jedoch einer teilweise trübsinnigen Schwermut, eingehüllt allerdings in ausgefeilten und hörenswerten Pop-Miniaturen. Für „Lick Your Wounds“ wird das Tempo schon deutlich verschleppt, Piano, Streicher und die Bläser-Section erklingen weidwund und Milnes Stimme erklimmt fast die Höhen von Robin Gibb. „The Listening Times“ erreicht mit seiner sanften Gitarre, dem Slowmotion-Schlagzeug sowie der verschlafen wirkenden Stimme einen geradezu beängstigenden Beatles-Charme. Ganz in Moll getaucht und sterbensschön dann „Bicycle Riding“, bevor sich „The O3“ als ein herrlich spleeniges Kleinod entpuppt, mit Glockenspiel, leicht verzerrter Gitarre zum Schluss, irgendwie spacig. Nebulös, bedrohlich und im Trancezustand schleicht sich „Early Kneecappings“ an, während „The Bisexual“ Jazz und Pop auf feinste Weise verbindet und „Dessau Rag“ wie der schräge Soundtrack eines Film-Noir der 50er Jahre klingt. Leicht hippieesk und wieder sehr an den Beatles orientiert dann der Schlußtrack „Legends“, ausgestattet mit Piano, Streichern und Bläsern. Lawrence Arabia zelebriert auf „The Sparrow“ große Kunst. So interessant kann zeitgenössische Popmusik sein. Ein Album für Entdeckergeister und feinsinnige Ästheten.

 „The Sparrow“ von Lawrence Arabia ist bei Bella Union / Cooperative Music erschienen.  

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