The Vaccines: What Did You Expect From The Vaccines?

Überragender Gittaren-Pop-Rock

von Gérard Otremba

The Vaccines kommen aus London, spielen umwerfenden Gitarren-Rock-Pop und wenn alles mit rechten Dingen abläuft, erobern sie bereits mit dem nun vorliegenden Debüt „What Did You Expect From The Vaccines?“ die Musikwelt.

The Vaccines debütieren wie früher die Strokes, Franz Ferdinand und die Libertines

Das Album „What Did You Expect From The Vaccines?“ ist eine Ansammlung von elf grandiosen Songs, die es mit den Kompositionen der vor einigen Jahren erschienen fabelhaften Debüt-Alben wie „Is This It“ von den Strokes, „Franz Ferdinand“ von Franz Ferdinand oder „Up The Bracket“ von den Libertines definitiv aufnehmen können. Man stelle sich einfach die Mischung aus dem 50s-Rock’n’Roll eines Eddie Cochran oder Buddy Holly, den Punk’n’Roll der Ramones und den hymnischen Gitarrenmelodien der Smiths vor, und fertig ist der Zaubertrank der Vaccines. Und der hat es in sich. Boy-meets-Girl-Geschichten mit allem was dazu gehört.

The Vaccines beginnen das Album mit dem schneidigen Verve der Ramones

Sänger Justin Young, der vor den Vaccines unter dem Namen Jay Jay Pistolet als Folksänger auftrat, Gitarrist Freddie Cowan, Bassist Árni Hjörvar und Schlagzeuger Peter Robertson eröffnen den Liedreigen mit „Wreckin` Bar (Ra Ra Ra)“, der beste Ramones-Song, den die Ramones nie geschrieben haben. Mit 1:25 Minuten Lauflänge wahrscheinlich auch das kürzeste Stück, das die Ramones nie geschrieben haben. Ein Wahnsinn, mit welcher straighten Power die vier Londoner hier eine nicht mehr für möglich gehaltene Euphorie im Gitarrenhimmel entfachen. Ebenfalls mit einer gehörigen Prise Ramones-Acetaten wird „If You Wanna“ versetzt. Treibende Drums, kristallene Gitarrenakkorde, hymnische Vocals und schon hört sich der Song wie ein altbekannter Kracher aus der Indie-Disco an. Demnächst wird er dort auf jeden Fall zu hören sein. Das atemberaubende Tempo wird für „A Lack Of Understanding“ ein wenig gedrosselt. Erinnert mit einem Anflug von New Wave an ein New Order. The Vaccines gelingt es hier einen Wall of Sound ohne die Zutaten eines Phil Spector zu kreieren.

Der schönste Gitarrenpop seit den Smiths und eine Billy Bragg-Hymne

„Blow It Up“ lebt von den kreisenden Gitarrenriffs Cowans und den abgehobenen Vocals Youngs, allerfeinster Britpop. „Wetsuit“ hat diese epische Feierlichkeit, für die Runrig vor 20 Jahren ihre Seele verkauft hätten. Bei „Norgaard“ lassen es die Vaccines für knapp zwei Minuten wieder in prächtiger Ramones-Laune krachen. Der Leipziger Maler Neo Rauch wird es sich wohl nicht nehmen lassen, „Norgaard“ bei der nächsten Vernissage auflegen zu lassen. Mit „Post Break-Up-Sex“ schießen die Vaccines dann den Vogel ab. Wirklich der schönste Gitarrenpop seit den legendären Smiths. Ein mittlerer Uptempo-Beat und eine wahrlich himmlische Gitarrenmelodieführung warten auf den Hörer, dazu die leicht melancholische Stimme Youngs, traumhaft und verführerisch. Auch „Under Your Thumb“, eine schöne Titelreminiszenz an die Rolling Stones, zieht sich am schwungvollen Gitarrenspiel hoch und „All In White“ ist die Art von Hymne, für die die Vaccines demnächst Billy Bragg auf die Bühne bitten müssen. Edel, wahr und schön.

The Vaccines als Hoffnung für eine berauschende Rock’n’Roll-Zukunft

Mit „Wolf Pack“ hauen die Herren Young, Cowan, Hjörvar und Robertson nochmal einen Tanzflächenfeger für die Britpop-Indie-Disco raus und beschließen das Album mit „Family Friend“, das ganz verspielt und ruhig beginnt und sich in ein tumultartiges Crescendo verwandelt. The Vaccines vereinen das Beste von den Shadows, den Ramones, den Smiths und Oasis. Sie sind erfrischend anders, verbreiten Lust und Laune und für die Zukunft erwartet man von ihnen ähnlich auf den Punkt gebrachte Songs und dann hat der Rock’n’Roll auch weiterhin eine berauschende Zukunft vor sich.

„What Did You Expect From The Vaccines?“ von The Vaccines ist am 18. März 2011 bei Sony Music erschienen.

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