Bob Dylan: The Bootleg Series Vol. 9: The Witmark Demos 1962-1964

von Gérard Otremba

Für alle, die von Bob Dylan nicht genug bekommen können, setzte Sony/Columbia mit der 1991 begonnen Reihe “The Bootleg Series” Maßstäbe in der Dylan-Forschung. Offizielle Bootlegs ersparen aufwendige Suchaktionen und so werden die Dylan-Anhänger seit 20 Jahren regelmäßig mit unveröffentlichten Songs, Outtakes und Alternativ-Versionen beliefert.

Box mit Highlights wie „Mama, You Been On My Mind“ und „Series Of Dreams“

Bereits die erste Box mit drei CDs, die Dylans damalige 30-jährige Schaffensperiode abdeckte, entpuppte sich als wahre Fundgrube mit solch herausragenden Songs wie „Talkin’ John Birch Paranoid Blues“, „Seven Curses“, „Mama, You Been On My Mind“ oder „Blind Willie McTell“. Gekrönt mit dem eindringlichen und überragenden „Series Of Dreams“, das erstaunlicherweise nicht auf das ’89er Album „Oh Mercy“ Einlass fand. Allein wegen dieses Songs lohnte sich die Anschaffung.

Noch mehr Bootleg-Highlights

Weitere Bootleg-Highlights folgten. Das legendäre „Royal Albert-Hall“-Konzert von 1966, das natürlich gar nicht in der ehrwürdigen Londoner Arena stattfand, sondern in Manchester aufgenommen worden ist. Mit dem berühmten „Judas“-Fanruf als Reaktion der eingefleischten Folkies auf den sogenannten „Verrat“ Dylans bei dessen „Übertritt“ zum Rock ’n’ Roll. Dylan, einigermaßen stoned, antwortete lapidar: „I don’t believe you. You’re a liar“, und haute dem Publikum ein fulminantes „Like A Rolling Stone“ um die Ohren.

Der „Rolling Thunder Revue“ von 1975 ist die Ehre erwiesen worden, ebenso wie der ’64-Solo-Tour. Dem Spätwerk huldigte „The Bootleg Series Vol. 8“, wo es mit „Born In Time“ ein weiteres „Muss“ aus der „Oh Mercy“-Sessions zu hören gibt und nicht zu vergessen der Soundtrack zur fulminanten Martin Scorsese-Doku „No Direction Home“.

„Witmark Demos“ zu Dylans Frühphase

Die „Witmark Demos“ widmen sich nun Dylans Frühphase und geben Einblick in die Entwicklung von der Nachwuchshoffnung zum ungekrönten Star der amerikanischen Folkszene. Selbstverständlich enthält die Doppel-CD legendäre Höhepunkte der ersten vier Alben, hier nun in bislang unveröffentlichten Versionen zu hören, wie zum Beispiel „Blowin’ In The Wind“, „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“, „Masters Of War“ oder „Girl From The North Country“. Bei „The Times They Are A-Changin’“ und „Mr. Tambourine Man” begleitet sich Bob Dylan am Piano.

Unbekannte Tracks, darunter „Long Ago, Far Away” und „Tomorrow Is A Long Time“

Natürlich enthalten die „Witmark Demos“ auch diverse bislang unbekannte Tracks. Sicherlich ragen „Tomorrow Is A Long Time“ sowie „Long Ago, Far Away“ aus dieser Reihe heraus. Songs wie „Ballad For A Friend“, „All Over You“, „Farewell“, „Gypsy Lou“ und „John Brown“ deuten mehr als nur das Potential von Mister Robert Zimmermann an.

Andere Titel wie das superbe „Mama, You Been On My Mind“, das nicht minder wertvolle „Only A Hobo“ oder „Paths Of Victory“ sind anderweitig von den „Bootleg Series 1-3“ bekannt. Und Lieder wie „Poor Boy Blues“, „Hero Blues“ oder „Bound To Lose, Bound To Win“ müssen sich wahrlich nicht vor anderen erschienen Songs verstecken.

Wie üblich, so ist auch „The Bootleg Series vol. 9: The Witmark Demos 1962-64“ unentbehrlich für alle sogenannten Dylonologen und alle anderen Anhänger seiner Musik freuen sich einfach über zahlreiche Bonmots.

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